Nach dem letzten Blockrand am Rande von Kleinbasel, am Eisenbahnerweg, öffnet sich ein Feld zwischen Bahn und Rhein. Darauf stehen die Bauten nach den Kriterien der ‚modernen Stadt‘: optimale Ausrichtung nach der Sonne, in einem dichten Park mit Bäumen. Die Ausrichtung der Bebauung löst sich hier von der Strasse, diese quert das Feld diagonal, bevor sie mit zwei Kurven der Sportanlage Rankdorf ausweicht. Mit unserem Entwurf reihen wir uns in die Tradition der Moderne ein:
. Das moderne Wohnhochhaus richtet sich nach der optimalen Besonnung für die Wohnungen: Die Wohnungen sind meist mehrseitig, jedoch hauptsächlich nach Osten oder Westen orientiert.
. Die Ausrichtung folgt ebenso landschaftlichen Kriterien: Die ostseitigen Wohnungen verfügen über einen Blick dem Rhein entlang am Kraftwerk Birsfelden vorbei in Richtung Rheinfelden. Die westseitigen Wohnungen blicken an den Roche-Türmen vorbei in Richtung Altstadt, Mittlere Brücke und Münster.
. Die Ost-West-Orientierung ermöglicht, dass bereits die Wohnungen in den unteren Geschossen an der Busgarage vorbei in die Weite blicken können.
. Zudem dreht sich das Wohnhochhaus durch die Ost-West-Orientierung der Wohnungen vom Lärm der Grenzacherstrasse weg.
Darüber hinaus reagieren wir aber auch auf die Kritik an der modernen Stadt. Die strikte Trennung von Arbeiten und Wohnen hat in der modernen, offenen Stadt zu Monotonie und Anonymität geführt. Das neue Wohnhochhaus antwortet darauf wie folgt:
. Im anonymen Umfeld des Rankhofs wird das neue Hochhaus mit seinem belebten Sockel zur attraktiven Adresse. Die maximale Nord-Süd-Ausdehnung stellt das Haus selbstbewusst als Tor zur Stadt in den Strassenraum der Grenzacherstrasse. Der Vorplatz und die öffentlichen Nutzungen im Erdgeschoss beleben den Ort und machen ihn zum neuen Quartierzentrum.
. Das gemeinschaftliche Leben im Haus findet in der von Norden nach Süden verlaufenden Fuge statt, welche zwischen den nach Osten und Westen ausgerichteten Wohnungen liegt. Dort finden die Bewohnenden transparente, aus dem Erschliessungskern einzusehende Gemeinschaftsräume für stille oder lautere Aktivitäten. Jeweils drei Geschosse bilden eine überschaubare Hausgemeinschaft und sind über eine ergänzende Wendeltreppe im Gemeinschaftsbereich vertikal verbunden.
Ökologie durch Materialsparen
Mit dem Prinzip des Hebeltragwerks kann die Statik so weit optimiert werden, dass der Materialverbrauch minimal wird. Wenige Stützen und Unterzüge bilden das gesamte Tragwerk des filigranen Massivbaus, der in der ökologischen Bilanz mit einem Holzbau mithalten kann, jedoch in der Erstellung wirtschaftlicher ist. Dank konventioneller Bauweise und Vorfabrikation kann das Hochhaus kostengünstiger als ein Holzbau errichtet werden, zudem kann auf die aufwendige Installation einer Sprinkleranlage verzichtet werden. Materialeinsparungen werden auch in der Fundation erreicht: Das Tragwerk ist im 2. Untergeschoss eingespannt. Dadurch ist eine Flachfundation ausreichend und keine Pfählung erforderlich.
Betonung der Vertikalen
Die innere Logik des Hebeltragewerks gliedert das Volumen nach aussen. Durch Versätze wird die punktsymmetrische Ordnung des Innern nach aussen abgetragen. Die Masse des Baukörpers wird so in eine Rotation versetzt und in vertikale Gebäudeteile gegliedert.
Ist es bei den Roche-Türmen die Abtreppung, so sind es hier die Versätze im Grundriss, wodurch die Hochhäuser in einen gemeinsamen Dialog treten.
Wohnen in der Megastruktur
Das kräftige Tragwerk bildet den Rahmen für das gemeinschaftliche Wohnen im Hochhaus, individuell nistet sich jede Wohnung in diesen Rahmen ein. Unter dem Horizont des Unterzuges und neben freistehenden Stützen sorgen die Einbauten der Wände, Bäder und Küchen für Wohnlichkeit.
Adresse: Rankstrasse, 4058 Basel
Programm: 96 Wohnungen, 18 Studios, Ateliers, Gemeinschaftsräume und Gewerbeflächen
Bauherrschaft: Immobilien Basel-Stadt
Auftragsart: Wettbewerb im selektiven Verfahren, 4. Rang / 4. Preis
Energiestandard: Kantonale Klimaschutzstrategie «Netto-Null 2037», Ökobilanz ermittelt mittels EcoTool, Grenzwert bei Erstellung max. 10 CO2-Äquivalente pro m2 EBF
Projektteam: Sidonia Wiesmann, Laurent Burnand, Sophie Alexander, Cornelia Fischer, Stephan Sintzel
Fachplanung und Beratung
Statik: dsp Ingenieure & Partner, Zürich
Landschaftsarchitektur: Tremp Landschaftsarchitekten, Zürich
Haustechnik: Bogenschütz, Basel
Brandschutz: BIQS Brandschutzingenieure, Zürich
Nachhaltigkeit: Fazun, Chur
Soziologie, Sozialraumentwicklung: Prof. Alexa Bodammer, Luzern
Lärmschutz: Wichser Akustik und Bauphysik, Zürich
Visualisierungen: Studio Maleta, Zürich